Therapeutisches Verständnis
Jeder von uns organisiert sich, um der Welt auf seine besondere Weise zu begegnen. Die Organisation unserer Erfahrungen bestimmt, wie wir unser Leben leben, und gibt unserem Verhalten Energie und eine Richtung. Im günstigen Fall geschieht das im Sinne unseres seelischen Wachstums und der persönlichen Weiterentwicklung. Die entscheidende Kraft dabei sind unsere Gefühle.
Natürlich bleiben im Leben ungünstige Erfahrungen nicht aus und können Probleme verursachen. Probleme im Beruf, in der Partnerschaft, in der Familie und anderen zentralen Bezügen. Probleme sind unangenehm, denn sie sind mit negativen Gefühlen verbunden, die sich anstauen und nach einer Auflösung verlangen. Im Umgang damit können sich nun Lösungsversuche entwickeln, die kurzfristig helfen, langfristig jedoch die Situation nicht verbessern, sondern im Gegenteil das Problem verschärfen. Beispielsweise sind Suchtmuster (übermäßiges Arbeiten, Essen, Alkoholkonsum, Internetsurfen etc. ) häufig vorkommende Lösungsversuche für emotional belastende Zustände von Unzufriedenheit und innerer Leere. Sie führen jedoch nur scheinbar zu Zufriedenheit und „Sättigung“, sie haben vielmehr die ungute Eigenschaft, sich zu verselbständigen und sich zu verfestigen. Die Folgeschäden nehmen permanent zu, und die Entwicklung besserer, gesünderer Lösungsversuche stagniert.
Meine Arbeit als Therapeutin sehe ich darin, Menschen in dieser kritischen Lage dabei zu unterstützen, gescheiterte Lösungsversuche zu erkennen, sie auch als kreative Leistung anzuerkennen, und sie zu beenden. Jede Änderung eingeschliffener Verhaltensmuster verlangt neben einer Entscheidung viel Energie und Übung. Neurowissenschaftlich formuliert bedeutet das, wir müssen unserem Gehirn dabei helfen, problematische Verknüpfungen in neuronalen Netzwerken aufzulösen und neue, hilfreiche Verknüpfungen aufzubauen.